Filme
Archivalien erzählen Stadtgeschichte
Das Stadtarchiv beherbergt fast unzählige historische Unterlagen, die die Geschichte Esslingens wiedergeben. Expert:innen bringen in acht Filmen Archivalien zum Sprechen, um damit wichtige Episoden der Stadtgeschichte zu beleuchten – von der Entstehung der Kommune bis zur ersten Städtepartnerschaft.
Die einzelnen Filme erschienen ab Mitte November 2022 im zweiwöchentlichen Rhythmus auf YouTube und können von dieser Seite aus abgerufen werden.
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Reichsstadt - Das große Stadtsiegel mit Adler 1229
Reichsstadt. Das große Stadtsiegel mit Adler 1229
Adler sind in Esslingen allgegenwärtig! Um 1228 wurde die aufstrebende Kommune von ihrem Stadtherrn, König Heinrich (VII.) aus der Familie der Staufer, zur Stadt im Rechtssinne erhoben. Das zu diesem Anlass verliehene Erste Große Stadtsiegel der Bürgerschaft zierte der herrscherliche Adler, der sich so auch zum Esslinger Wappentier entwickelte.
Zahlreiche Archivalien des Stadtarchivs belegen die Veränderungen, die das Stadtwappen durchlief, der Status als Reichsstadt blieb Esslingen aber bis 1802/03 erhalten und prägt das Selbstverständnis der Stadt bis heute.
Experte: Dr. Joachim J. Halbekann, Stadtarchiv Esslingen.
Bettelorden - Die Weihenotiz der Dominikanerkirche 1268
Bettelorden. Die Weihenotiz der Dominikanerkirche 1268
Die unscheinbare Notiz über die Weihe der Kirche des Dominikanerklosters (heute: Münster St. Paul) im Jahr 1268 durch den berühmten Albertus Magnus ist ein herausragendes Zeugnis der Bettelorden in Esslingen. Bereits um 1300 gab es in der Stadt vier Männer- und zwei Frauenklöster, eine enorme Anzahl. Sie wurden im Zuge der Einführung der Reformation (1531) in Esslingen aufgelöst, wertvolle Dokumente blieben aber zum Glück erhalten und befinden sich noch heute im Stadtarchiv. Durch sie kann die Geschichte der Bettelorden und damit auch ein wichtiger Teil der Geschichte Esslingens im Mittelalter nachvollzogen werden.
Experte: Prof. Dr. Mark Mersiowsky, Universität Stuttgart.
Reformation - Der Brief Martin Luthers an Esslingen 1535
Reformation. Der Brief Martin Luthers an Esslingen 5. Oktober 1535
Obwohl die Reformation in Esslingen bereits früh Anhänger fand, dauerte es bis zu deren Einführung noch einige Jahre. Das eindeutige Ergebnis einer Volksabstimmung machte dann endgültig den Weg dafür frei, dass Esslingen 1531 evangelisch wurde. Im Zuge der Ausrichtung der Stadt innerhalb der reformatorischen Bewegung schrieb Martin Luther im Herbst 1535 an Esslingen einen Brief, der sich bis heute im Stadtarchiv erhalten hat.
Nachdem Esslingen 1802/03 württembergisch geworden war, kam der Brief zusammen mit anderen Archivalien vorübergehend in württembergische Hände, bis er 1826 aufgrund von heftigen Beschwerden der Stadt zurückgegeben wurde.
Diese Episode verdeutlicht, welch hohen ideellen Wert der Lutherbrief für die Stadt besitzt.
Experte: Dr. Joachim J. Halbekann, Stadtarchiv Esslingen.
Hexenprozesse - Die Inquisitionsakte Gohl Anna 1662/63
Hexenprozesse. Die Inquisitionsakte Gohl Anna 1662/63
Bereits im 16. Jahrhundert hat es in Esslingen Verurteilungen von angeblichen Hexen gegeben. Mit der von dem Ratskonsulenten Daniel Hauff vorangetriebenen Verfolgungswelle der Jahre 1662 bis 1665 nahm der institutionalisierte Hexenwahn aber noch mörderischere Formen an. Über 70 Männer und Frauen, von denen viele aus den sog. Spitaldörfern Vaihingen und Möhringen auf den Fildern stammten, wurden angeklagt und verhört, mindestens 37 Menschen wurden hingerichtet.
Im Stadtarchiv haben sich zahlreiche Akten der Prozesse („Inquisitionsakten“) erhalten, die ein ebenso genaues wie erschreckendes Bild der Vorgänge erlauben. Beispielhaft wird der Prozess gegen Anna Feucht („Gohl Anna“) aus Möhringen erläutert, die schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Zu den vielen Facetten dieser Vorgänge gehört auch, dass sie verdeutlichen, dass die Reichsstadt Esslingen in der Vormoderne auch über die „hohe Gerichtsbarkeit“, also das Recht verfügte, Menschen vom Leben zum Tode zu befördern.
Experte: Dr. Joachim J. Halbekann, Stadtarchiv Esslingen.
Esslingen wird württembergisch - Kommentare im Weinschenkenzunftbuch
Esslingen wird württembergisch. Kommentare im Weinschenkenzunftbuch
Im November 1802 wurde Esslingen durch das Herzogtum Württemberg in Besitz genommen. Württembergische Truppen marschierten in die Stadt ein, die damalige Stadtregierung musste dem neuen Landesherrn anschließend ihre Treue schwören und die städtischen Kassen wurden ebenso wie das Stadtarchiv versiegelt.
Reaktionen aus der Bevölkerung sind nur wenig überliefert. Umso wertvoller sind die Kommentare eines anonymen, von uns identifizierten Esslingers im Zunftbuch der Weinschenken, der, nach eigenen Aussagen, „nicht gern Württemberger ist“.
Experte: Dr. Joachim J. Halbekann, Stadtarchiv Esslingen.
Industrialisierung - Die Lebenserinnerungen von August Ehrhardt (1887-1904)
Industrialisierung. Die Lebenserinnerungen von August Ehrhardt (1887-1904)
August Ehrhardt (1811-1904) war kein gebürtiger Esslinger. Er kam erst 1846 im Zuge der Gründung der Maschinenfabrik Esslingen durch Emil Kessler in die Stadt. In der Fabrik war er lange in führender Position tätig. Dadurch gelang ihm ein Aufstieg aus einfachen Verhältnissen zu großem Ansehen und Reichtum, wie es wohl zu dieser Zeit in Esslingen keinem anderen gelungen ist.
Experte: Martin Beutelspacher, Kulturhistoriker, Esslingen.
Euthanasie - Briefe von Magdalene Maier-Leibnitz, um 1935
Euthanasie. Briefe von Magdalene Maier-Leibnitz, um 1935
Hauptsächlich von 1939 bis 1941 im Rahmen der sog. „T4-Aktion“, aber auch danach wurden im Deutschen Reich Hunderttausende geistig Behinderte sowie psychisch und körperlich kranke Menschen systematisch ermordet, während die Angehörigen über die wirkliche Todesursache im Dunkeln gelassen wurden. Auch aus Esslingen stammten über 100 Opfer, darunter Magdalene Maier-Leibnitz.
Ihr Lebensweg kann anhand von eigenhändigen Briefen, die im Stadtarchiv erhalten sind, anschaulich nachvollzogen werden. Über die Krankengeschichte hinaus erhält man einen intensiven Eindruck von einer jungen Frau, deren Leben gewaltsam viel zu früh beendet wurde und an die hier, stellvertretend für die anderen Opfer, erinnert wird.
Expertin: Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt, Kulturwissenschaftlerin.
Städtepartnerschaften - Die Verbrüderungsurkunde zwischen Vienne und Esslingen, 1969
Städtepartnerschaften. Die Verbrüderungsurkunde zwischen Vienne und Esslingen, 1969
Rund 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterzeichneten die (Ober-)Bürgermeister der beiden Städte am 16. Oktober 1969 feierlich die Städtepartnerschaftsurkunde, die eine bereits über elfjährige Freundschaft kodifizierte. Die physische Form des Vertrags wich von dem Üblichen dieser Zeit ab. Nicht nur zweisprachig, sondern auch auf Pergament wurde im Lichte der Aussöhnung der vorherigen Erzfeinde der Freundschaftsbund geschlossen. Dieser ersten Städtepartnerschaft folgten weitere Verflechtungen auch über Europa hinaus.
Experte: Tim Odendahl, Dipl.-Archivar (FH), Stadtarchiv Esslingen.
Partizipation in der Reichsstadt - Der historische Schwörtag in Esslingen
Partizipation in der Reichsstadt. Der historische Schwörtag in Esslingen
Pünktlich zum Esslinger Schwörfest werfen wir im 9. Film einen Blick auf die historische Entwicklung des Schwörtags. Dessen Tradition reicht sehr weit, sogar bis ins 14. Jahrhundert, zurück. An diesem besonderen Tag beschworen Obrigkeit und Bürgerschaft gegenseitig die Einhaltung der Stadtverfassung. So sollte ein friedliches Zusammenleben gewährleistet werden. Bis ins Jahr 1802/03 wurde der Schwörtag jährlich gefeiert. Als Esslingen dann württembergisch wurde, verlor die Stadt ihren Status als Reichsstadt. Der Schwörtag wurde abgeschafft und geriet langsam in Vergessenheit. Im Jahr 1990 wurde er reaktiviert und wird seit diesem Jahr als Schwörfest gefeiert.
Experte: Dr. Joachim J. Halbekann, Stadtarchiv Esslingen.
Fördermittelgeberin
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Geförderte Filme
- Reichsstadt - Das große Stadtsiegel mit Adler 1229
- Bettelorden - Die Weihenotiz der Dominikanerkirche 1268
- Reformation - Der Brief Martin Luthers an Esslingen 1535
- Hexenprozesse - Die Inquisitionsakte Gohl Anna 1662/63
- Esslingen wird württembergisch - Kommentare im Weinschenkenzunftbuch
- Industrialisierung - Die Lebenserinnerungen von August Ehrhardt (1887-1904)
- Euthanasie - Briefe von Magdalene Maier-Leibnitz, um 1935
- Städtepartnerschaften - Die Verbrüderungsurkunde zwischen Vienne und Esslingen, 1969